Hintergrund zu „Abendfrost“

 

Achtung:

Diese Hintergrundinformationen verraten Personen, die das Buch noch nicht gelesen haben, bereits einiges über die Auflösung.

 


Gibt es die Seniorenresidenz Goldenstern wirklich?

Georg-Christoph-Lichtenberg-Haus

Jain. Der Autor hat habe den Seniorenstift im tatsächlichen Georg-Christoph-Lichtenberg-Haus in Darmstadt angesiedelt. Ein wunderschönes Haus, die perfekte Kulisse für eine Seniorenresidenz der wahrlich Reichen. Parkett und Marmor, hohe Decken, ein weitläufiger Garten, Stuck – ein Ambiente vom Feinsten. Tatsächlich residieren in dieser pittoresken Umgebung Professorinnen und Professoren aus aller Herren Länder, die in Deutschland an der Universität für eine befristete Zeit lehren. Mehr über das Haus erfährt man bei Wikipedia und auf der Homepage der technischen Universität.

 

Foto: Kupferdach59, Wikipedia

 


Wer war das Vorbild für Lucretia von Selberg-Broode?

Duo Harfenzauber

Die adlige Dame entstand in meinem Kopf. Besonders gut kennengelernt hat der Autor sie auf einem Konzert des Duos Harfenzauber. Während Melanie und Ulrich Knopp so wunderbare Musik machten, schweiften die Gedanken des Autors ab – und Lucretia von Selberg-Broode wurde zum Leben erweckt. Wenn auch nur für kurze Zeit, denn sie ist das erste Mordopfer. Aber die Inspiration, aus ihr eine weltberühmte Harfenistin zu machen, die entstand an jenem Abend beim lauschen jener herrlichen Musik.

 

Foto: Duo Harfenzauber

 


Frostschutzmittel als Mordwaffe – ist das realistisch?

Ja. Ethylenglykol ist hochgiftig. 100 Milliliter auf einmal getrunken gelten als tödlich. Wird es über längere Zeit in kleinen Dosen verabreicht, treten genau die im Buch beschriebenen Symptome auf: Die Kaliumwerte schießen in die Höhe, das Blut wird sauer, und die Organe und Gefäße gehen kaputt. Das Zeug schmeckt fürchterlich süß, ist also konstant gar nicht so einfach zu verabreichen. Tröstlich.
Mehr findet sich bei Wikipedia.

 


Todesengel in deutschen Altenheimen …

Todesengel in deutschen Altenheimen

… ist das nicht ein bisschen arg weit hergeholt? Nein, ist es leider nicht. Wer die Überschrift dieses Absatzes bei Google eingibt, bekommt, Stand 2. November 2018, knapp 38.000 Ergebnisse. Es genügt, die Überschriften der ersten zehn Treffer zu lesen, um zu erkennen, dass dieses Thema ein sehr gegenwärtiges ist. Ähnlich wie bei Missbrauch an Kindern ist die Vorstellung, dies im eigenen Umfeld zu erleben, kaum zu ertragen. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Doch der Autor ist optimistisch, dass die Sensibilität für dieses Thema in den kommenden Jahren (ebenfalls) steigen wird.

Foto: Pixabay, inspri -Silvia Tormo

 


Würde im Pflegeheim – nur noch Wunschvorstellung?

Würde im Pflegeheim

Der Mörder in Abendfrost sagt zu seiner Verteidigung folgenden Satz: “Schon damals zeichnete sich ab, dass man in einem privat geführten Pflegeheim zwei Wege gehen kann: Als privater Investor können Sie Kohle machen. Oder Sie können die Ihnen anvertrauten Menschen würdevoll behandeln. Beides gleichzeitig geht nicht.“
So hat das Magazin „Hart aber fair“ in seiner Sendung vom 11. Juni dargelegt, dass die stationäre Pflege ein lohnendes Feld für Investoren ist (Quelle ist der Pflegeheim Rating Report 2017 des RW Die Leibniz Instituts für Wirtschaftsforschung): Die (Gesamtkapital-)Rendite bei privaten Heimanbietern liegt rund 2,5 mal höher als bei öffentlich-rechtlichen. Die Personalkosten betragen jedoch nur 50 Prozent, bei den öffentlich-rechtlichen 62 Prozent. Übersetzt heißt das: „Private Heimanbieter verdienen mehr Geld bei weniger Personalkosten.“

Professor Stefan Sell von der Hochschule Koblenz formulierte das am 8. Juni 2018 laut „Hart aber fair“ so: „Wenn man es zulässt, mit der Pflege alter Menschen Gewinne zu machen so wie in einer Autofabrik, dann muss man sich nicht wundern, wenn die gleichen ökonomischen Regeln herrschen wie in der Autofabrik: Produktivitätssteigerung und Rationalisierung. Private Heimanbieter, vor allem die Pflegeheimketten, die zunehmend von Investoren aufgekauft und betrieben werden, wollen Rendite bis in den zweistelligen Prozentbereich machen – das führt vor allem dazu, dass sie ihr Personal schlechter bezahlen oder Personal abbauen.“

 

Foto: Pixabay

 


Ein rumänisches Tierheim, so groß wie 3 Fußballfelder …

Tierheim

… gibt es sowas in der Wirklichkeit? Ja. Der Verein Tierhilfe Hoffnung betreibt ein Heim, das sogar mehr als doppelt so groß ist. Es gilt als das größte Tierheim der Welt. Besonders Hunde finden hier ein vorübergehendes, zum Teil auch dauerhaftes Zuhause. Im Gegensatz zu dem betrügerischen Verein in meinem Buch ist der Verein Tierhilfe Hoffnung jedoch absolut seriös.

Das Geschäft mit der Vermittlung von rumänischen Straßenhunden boomt – aber auch zahlreiche kriminelle Akteure tummeln sich dort. So ehrenwert es sein kann, sich einer gequälten Kreatur anzunehmen, so sehr gibt es durchaus bedenkenswerte Aspekte, die besagen, dass Hundeadoption aus dem Ausland auch alles andere als unproblematisch sein kann. Einen nach Meinung des Autors guten Artikel dazu hat Burkhard Straßmann unter dem Titel „Frei Schnauze“ in der Zeit veröffentlicht (Anmeldung erforderlich).
Auf zwei Bücher zum Thema sei ebenfalls verwiesen: Stefan Kirchhoff: Streuner! Straßenhunde in Europa und Udo Gansloßer (Hrsg.): Hunde aus dem Ausland.

 

Foto: Pixabay