Hintergrund zu „Totensee“

 

Achtung:

Diese Hintergrundinformationen verraten Personen, die das Buch noch nicht gelesen haben, bereits einiges über die Auflösung.

 


Kann ein Wagen in der Grube Prinz von Hessen wirklich 12 Meter tief versinken?

Ehemaliger Tagebau in der Grube Prinz von Hessen

Ja, er kann. Die Grube Prinz von Hessen war tatsächlich ein Bergwerk. Dort wurde im Tagebau Ölschiefer abgebaut. Als das Werk 1924 aufgegeben wurde, füllte sich die Grube mit Wasser. Die technischen Anlagen blieben stehen. Dort unten befinden sich immer noch Reste dieser Anlagen. Und der tiefste Punkt liegt wirklich 13 Meter unter der Wasseroberfläche. Die Grube ist übrigens wirklich ein Badesee mit sehr guter Wasserqualität: Durch direkten Grundwasserzufluss tauscht sich das Wasser regelmäßig aus. Was sowohl die FKK-Badenden als auch die Textil-Badenden zu schätzen wissen.

Bild: Darüber schwimmt man heute hinweg: Ehemaliger Tagebau in der Grube Prinz von Hessen.

 


Gibt es im Roman eine Figur, die sich an realen Personen orientiert?

XY-ungelîst 1998_12_01

Ja. Die Figur des Friederich Kiesgart hat ihre Vorlage in Alfred Herrhausen, dem Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Er wurde am 30. 11. mit einer Bombe hingerichtet. Mehr über Alfred Herrhausen findet sich bei Wikipedia.. Der Mord wurde der RAF der dritten Generation zugerechnet. Doch diese Feststellung wirft eine Menge Fragen auf, die in „Totensee“ auch benannt werden. Kurz: Das Know-how, das die Attentäter haben mussten, war zu speziell, als dass eine Handvoll Terroristen das logistisch allein bewerkstelligt haben könnten. Eine mögliche Antwort darauf, wer in den Mord noch hätte verwickelt sein können, gibt „Totensee“.

 

Bild: Bericht über die Ermordung von Alfred Herrhausen in der Sendung „Aktenzeichen XY-ungelöst“ von 1. Dezember 1998

 


Gab es wirklich eine Razzia in der der Darmstädter Bullenburg?

Ledigenwohnheim 2009_10_19_13h_38m_39s Fotograf Ingeburg Kibler

Ja, tatsächlich. Wie im Buch geschildert, pflügten am 4. 12. 1989 rund 200 Polizisten durch das Gebäude in der Pützerstraße 6, dem Ledigenwohnheim mit dem frivolen Spitznamen. Der Grund: Bis fünf Tage vor dem Attentat an Alfred Herrhausen, dem damaligen Vorstandssprecher der Deutschen Bank, stand das Fluchtfahrzeug rund zwei Wochen lang auf dem Parkplatz vor dem Haus. Dieses Ereignis war letztlich der erste Funke für das neue Buch. Die Razzia brachte übrigens keine Ergebnisse. Aber die Polizei konnte damals ja auch nicht wissen, was Horndeich und Margot in Totensee herausgefunden hatten …

 

Bild: Pützerstraße 6, Darmstadt. Das Haus wurde im Zuge der RAF-Fahndung komplett durchsucht.
Foto: Ingeburg Kibler

 

Polizeifoto Lancia Ermordung Herrhausen

Das Fluchtfahrzeug der Attentäter von Alfred Herrhausen stand rund zwei Wochen lang vor dem Attentat in Darmstadt auf einem Parkplatz.

Quelle: Fahndungsfoto der Polizei

 

 

 

 

 


Wer ist Ulrike Maltsson?

Der Tag ist hell

Ulrike Maltsson ist auch eine Figur, die durch einen lebenden Menschen inspiriert wurde: Tanja Langer. Die Schriftstellerin kannte Alfred Herrhausen persönlich über viele Jahre hinweg. Sie hat darüber ein Buch geschrieben: „Der Tag ist hell, ich schreibe dir“. Es ist ein sehr berührendes Buch und hat mich letztlich dazu inspiriert, noch tiefer in den Fall Herrhausen einzusteigen und das Buch Totensee zu schreiben. Mehr über das Buch findet man hier …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Gibt es das KOZ an der Frankfurter Uni wirklich?

Café Koz . Angela Kunz, Tim Restle, Johannes Matzdorf

Jepp. Der Autor hat es auch besucht, während er an der Uni Frankfurt studiert hat. Damals lag es mitten im Herzen des Bockenheimer Campus. Heute ist es das Herz, denn der Campus ist fast komplett ins IG-Farbenhaus an den Campus West ins ehemalige IG-Farben-Haus gezogen. Bis 2017 soll das KoZ noch in Bockenheim bleiben. Ein Stück Uni-Geschichte. Die im Roman beschriebenen Veranstaltungen sind jedoch der Fantasie des Autors geschuldet.

 

 

Das KoZ am Campus Bockenheim der Uni in Frankfurt . Foto: Angela Kunz, Tim Restle, Johannes Matzdorf

 


Gab es einen Kongress des RAF-Sympathisanten-Umfelds in Frankfurt?

Die dritte Generation der roten Fraktion

Ja, auch das ist authentisch. Vom 31. Januar bis 4. Februar 1986 fand in den Räumen der Fachhochschule in Frankfurt der Kongress mit dem Titel ›Antiimperialistischer und antikapitalistischer Widerstand in Westeuropa.‹ Es war ein Kongress, den das Umfeld der RAF organisiert hatte. Sie hatten aus aller Herren Länder Gesinnungsgenossen eingeladen. Rund tausend Teilnehmer. Mehr darüber und auch über die gesamte RAF der dritten Genration liefert das Buch „Die dritte Generation der „Roten Armee Fraktion““ von Alexander Strassner, erschienen bei Springer, 2005.

 

 

 

 

 

Bild: Hintergründe zum Kongress der RAF-Unterstützer und zur RAF der dritten Generation liefert Alexander Straßer

 


Gab es die Abteilungen HA XXII und AGM/S der Stasi wirklich?

Wikipedia Bettenburg MfS-Haus1a

Ja. Beide Abteilugen gab es genau so, wie sie im Buch beschrieben worden sind. Alles, was im Roman über diese Abteilungen gesagt wurde, ist durch Dokumente belegt. In der letzten Szene, in der Margot auf dem Laptop von Kurt Monnert Berichte über die AGM/S (Arbeitsgruppe des Ministers [für Staatssicherheit], Aufgabenbereich „S“ [für Sonderfragen]) liest, sind alle Zitate Originaldokumenten entnommen. Zu den Abteilungen gibt es von der Jahn-Behörde (BStU = Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik) zwei Bücher, die sich wissenschaftlich mit den beiden Abteilungen beschäftigen. Eines von Thomas Auerbach: „Einsatzkommandos an der unsichtbaren Front“, Berlin, 2001, das andere von Tobias Wunschik: „Die Hauptabteilung XXII: „Terrorabwehr““, MfS-Handbuch, Teil III/16, Berlin 1996, hier als PDF einzusehen. Beide Arbeiten lieferten den belegten, historischen Hintergrund für die Theorie, die in „Totensee“ durchgespielt wird.

Bild: Das Haus 1 des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, Stasi, in Berlin, Sitz unter anderem der AGM/S. Quelle: Wikipedia, Nutzer ‚Bettenburg‘